Fängt ja mal wieder gut an der Tag. Ich kuschele mich noch in meinen Alkoven, in den über ein Skylight Sonnenlicht einfällt, um meine Energiespeicher aufzuladen - erstens ist man beim CAHS umweltbewusst, zum anderen herrscht hier eine furchtbarr Pfennigfuchserei - und döse friedlich vor mich hin, da schrillt Ms Pennys Stimme in meine Ohren. Das Weib hat ein Organ, das absolut alarmanlagentauglich ist. Natürlich liegt sie selbst noch im warmen Bett und hat sich über Remote an mich herangepirscht. Und sie besitzt die Chuzpe, von mit zu verlangen, ich soll schon Mal die Kaffeemaschine anschmeissen. 'Nicht in diesem Ton, Chefin', ätze ich zurück, aber nur in Gedanken, denn ich bin mir meiner untergeordneten Stellung in diesem Laden durchaus bewusst. Also grummel ich nur was Unverständliches vor mich hin, das als höfliche Antwort durchgehen kann, verlasse meinen gemütlichen Alkoven und rolle in mäßigem Tempo in die Büroküche. Das Kabuff ist so winzig, dass der Architekt, der sie entworfen hat, aus dem sozialen Wohnungsbau stammen muss. Hoch lebe der Minimalismus.
Zum Glück bin ich nicht sehr groß, sodass ich mich relativ frei bewegen kann.
Ich fülle Wasser in die Kaffeemaschine, gebe reichlich Kaffeemehl in den Filter, in der vergeblichen Hoffnung, Ms Penny würde einen leichten Herzkasper kriegen und sich für den Rest des Tages freinehmen, damit ich endlich mal mein eigenes Ding durchziehen kann, und schalte das Ungetüm ein. Die Kaffeemaschine könnte das Starexponat eines Museums sein, vermutlich stammt sie noch aus der Zeit, als das College gegründet wurde, und das ist eine gefühlte Ewigkeit lang her. Mal wieder typisch für diesen Saftladen. Mit einem Timeshuttle können sie in die Vergangenheit zurückreisen, aber die Anschaffung einer modernen Kaffeemaschine kommt nicht in Frage.
Das Monstrum springt an und beleidigt meine empfindlichen Akustiksensoren mit einem Potpourri aus gurgelnden, ächzenden und knarzenden Geräuschen. Richtig peinlich so was, zum Fremdschämen.
Die Tür geht auf und Ms Penny kommt hereingerauscht. Anders kann man ihren Auftritt gar nicht beschreiben. Ganz der beflissene Bürodiener, rolle ich ihr entgegen, nehme ihr die ausnehmend hässliche stumpfschwarze Aktentasche ab und trage sie an ihren Schreibtisch. Meine Chefin begrüßt mich, indem die mir den Kopf tätschelt, das macht sie jeden Morgen, und da ich ihr mit eingezogenen Teleskopbeinen nur bis zur Hüfte reiche, kann ich mich diesem Übergriff nicht entziehen.
Als nächstes serviere ich ihr den Kaffee - schwarz, ohne Milch und Zucker - und ernte für meine Bemühungen, ihr zu einem Herzkasper zu verhelfen, ein entzücktes Lächeln. Und das Lob, ich sei der beste Barista der Welt.
Na ja.
Während meine Chefin das schwarze Gift literweise in sich hineinkippt, ziehe ich mich zwischen den urbanen Dschungel aus Topfpflanzen zurück, bis sie sich eine neue Teufelei ausgedacht hat, auf welche phantasievolle Weise sie meine hochentwickelten Fähigkeiten noch verplempern könnte.
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